Personal Branding und Corporate Influencing: Nur was für Forbes „30 under 30“?
Immer mehr Unternehmen setzen auf Corporate Influencer. Doch ist das nur ein kurzlebiger Trend oder ein nachhaltiges Konzept? Marius Müller, Experte für Personal Branding & Corporate Influencing bei SNOCKS, über die richtige Umsetzung und warum Personal Branding nicht nur essenziell für „30 under 30“ ist.

Was ist Personal Branding und Corporate Influencing?
Bei Personal Branding geht es um den gezielten Aufbau einer eigenen (persönlichen) Marke durch ein Individuum auf Social Media Plattformen – durch regelmäßig veröffentlichte Inhalte und Interaktion gelingt es so, sich als Expert:in in einem bestimmten Bereich zu positionieren, dabei eine klare Botschaft zu vermitteln und Vertrauen zu seiner Community aufzubauen.
Wird dies mit einer abgestimmten Corporate Influencing Strategie verbunden, agieren diese Mitarbeitenden als Markenbotschafter:innen für ein konkretes Unternehmen. Durch Einblicke in den Arbeitsalltag, ihre Expertise oder Meinungen zu Themen stärken sie so als Repräsentant:innen des Unternehmens das Vertrauen von Kund:innen und potenziellen Bewerber:innen in die Marke.
Warum setzen Unternehmen auf Corporate Influencer?
- Stärkung des Employer Brandings: Ein sympathisches und authentisches Unternehmensimage hilft nicht nur dabei, neue Talente anzuziehen. Je stärker sich die Mitarbeitenden mit dem Unternehmen identifizieren, desto nachhaltiger ist auch die Bindung an den Arbeitgeber.
- Mehr Glaubwürdigkeit als klassische Werbung: Menschen vertrauen Menschen mehr als Unternehmensseiten. Mitarbeitende, die Einblicke in ihren Arbeitsalltag geben, wirken authentischer als klassische Werbeanzeigen. Denn wem glaubt man mehr, dass das Unternehmen ein guter Arbeitgeber ist? Platten Werbeslogans oder echten, persönlichen Einblicken?
- Direkte Zielgruppenansprache: Mitarbeitende erreichen mit ihren Inhalten oft genau die richtigen Leute. Ob potenzielle neue Mitarbeitende, Kunden:innen oder Partner:innen, gut platzierter Content kann genau die gewünschten Zielgruppen ansprechen.
Typische Bedenken zu Corporate Influencing
Nicht alle Unternehmen sind bereit, Mitarbeitenden eine solche Sichtbarkeit zu geben. Häufige Sorgen dabei sind oft:
- Was passiert, wenn ein Corporate Influencer das Unternehmen verlässt? – „Nichts Dramatisches”, so der Experte. “Austritte werden ebenso authentisch begleitet und kommentiert, wie jeglicher Content zuvor. Menschen verändern sich und wechseln ihre Arbeitgeber, so auch Corporate Influencer.” Für das Unternehmen ebenso kein Beinbruch, denn es empfiehlt sich unbedingt, auf ein Team an Markenbotschafter:innen zu setzen.
- Wie kann die Tonalität der Marke gewahrt bleiben? – Einheitliche Guidelines und Schulungen helfen, die gewünschte Kommunikation aufrechtzuerhalten, damit klar ist, wie das Unternehmen grundsätzlich auftreten und gesehen werden möchte. Die eigene Persönlichkeit und Tonalität übernehmen dann den Rest.
- Verlieren Unternehmen die Kontrolle über die Inhalte? – Natürlich, denn Vertrauen ist essenziell. Unternehmen müssen lernen, ihre Mitarbeitenden als Markenbotschafter:innen zu stärken, anstatt sie zu kontrollieren. Einheitliche Guidelines geben Planken vor, für den Inhalt sorgt die individuelle Persönlichkeit des Contenterstellenden.
Es beginnt also damit, dass ein Unternehmen sich darüber klar sein muss, den Markenbotschafter:innen größtmögliche Freiheit einräumen. Der größte Fehler dabei? “Freigabeprozesse einzufordern”, so Marius. “Erwartet jemand, jeden Post Korrektur lesen und freigeben zu wollen, wird es nicht funktionieren. Der Schlüssel liegt in der sorgfältigen Auswahl der Influencer und im richtigen Onboarding. Sind die Weichen gestellt, läuft es von allein.” Und wenn nicht? “Dann wird auch dies authentisch, menschlich und nah begleitet.”
Drei Handlungsfaktoren, die den Erfolg (fast) garantieren
Also Handy in die Hand und los gehts? Nicht ganz. Aber diese drei Tipps sorgen für einen guten Anfang:
- Authentizität vor Perfektion: Corporate Influencer sollten sich nicht verstellen, sondern echte Einblicke geben. Menschen folgen Menschen – keinen gescripteten PR-Beiträgen. Der Inhalt muss passen: Wer keine persönlichen Dinge teilen möchte, konzentriert sich bspw. auf sein Expertenwissen oder aktuelle Entwicklungen in Gesellschaft & Wirtschaft.
- Regelmäßig, aber nicht ständig: Wer inkonsistent postet, bleibt unsichtbar. Lieber regelmäßig einmal wöchentlich posten, als dreimal hintereinander und dann zwei Wochen lang nicht. Marius Tipp: Wer es 12 Wochen lang schafft, stringent einmal wöchentlich zu posten, kann seinen Druck erhöhen und zweimal wöchentlich posten.
- Mehrwerte, keine Werbeveranstaltung: Inhalte sollten nicht versteckt oder indirekt die eigene Firma loben, sondern relevante Insights liefern. Die Marke findet dabei nicht direkt statt. Persönliche Erfolgsgeschichten, alltägliche Herausforderungen und berufliche Learnings oder Expertentipps kommen besonders gut an.
Fazit: Corporate Influencing ist mehr als ein Trend
Corporate Influencer sind eine echte Chance für Unternehmen – wenn sie klug eingesetzt werden. Eine klare Strategie, sorgsam ausgewählte Mitarbeitende, ein langfristiger Ansatz und vor allem größtmögliche Freiräume sind der Schlüssel zum Erfolg.
Unternehmen, die Corporate Influencing ignorieren, verschenken wertvolles Potenzial. “Und dabei muss man kein ‘30 under 30’ von Forbes sein, um als erfolgreicher Markenbotschafter zu agieren. Authentizität und Konsistenz ist dabei key”, unterstreicht Marius.
Ein herzlicher Dank geht an Marius Müller für das inspirierende Gespräch und die wertvollen Einblicke in die Welt des Corporate Influencing. Wir freuen uns darauf, weiterhin spannende Entwicklungen in diesem Bereich zu verfolgen und von Experten wie ihm zu lernen.