New Work in der Agenturwelt: Interview mit Andrea Pusch, Director People & Culture bei KNSK

Remote-Arbeit und Kreativität – zwei Begriffe, die auf den ersten Blick schwer vereinbar scheinen. Doch Andrea Pusch, Director People & Culture bei der Hamburger Werbeagentur KNSK, zeigt, wie hybride Arbeitsmodelle erfolgreich in einer Branche umgesetzt werden können, die von enger Zusammenarbeit und Teamspirit lebt.

Der Ansatz von KNSK geht dabei weit über eine bloße Anpassung der Arbeitszeiten und Präsenztage hinaus. Es ist ein Modell, das Flexibilität, Unternehmenskultur und Kreativität bewusst miteinander verknüpft.

100%-ige Remote-Arbeit oder volle Anwesenheit? Weder noch. Bei KNSK arbeiten die Mitarbeitenden an zwei Tagen in der Woche vor Ort und haben an den übrigen drei Tagen die Möglichkeit, remote zu arbeiten. Andrea betont, dass diese Regelung keine reine Organisationsfrage ist, sondern ein bewusster Versuch, das Beste aus beiden Welten zu verbinden: „Die Kolleg:innen kommen gerne in die Agentur, weil sie das Miteinander schätzen. Gleichzeitig schaffen die flexiblen Tage Raum für neue Ideen sowie Impulse und persönliche Bedürfnisse.“

Besonders wichtig sei es dann, vor Ort wichtige persönliche Begegnungen gezielt zu fördern – sei es durch gemeinsame Wochenstarts, inspirierende Veranstaltungen oder einfache Momente des Austauschs an der Kaffeemaschine. Ein strikt auferlegter Rückkehr-Zwang mit der Stechuhr? Gibt es hier nicht.

Andrea Pusch, Director People & Culture KNSK
© Janina Friebel Fotografie

Remote-Arbeit als Kulturaufgabe

Das Beispiel KNSK zeigt deutlich, dass Remote-Arbeit nicht allein durch technische Lösungen oder Arbeitszeitmodelle erfolgreich wird. Es braucht eine Unternehmenskultur, die sich anpasst und Raum für echte Verbindung schafft. Viele Unternehmen in kreativen Branchen stehen vor ähnlichen Herausforderungen: Wie lassen sich persönliche Freiheit und ein starkes Teamgefühl miteinander vereinbaren? Wie kann verhindert werden, dass die Identifikation mit der Organisation schwindet?

Die Antwort liegt in einer klaren Ausrichtung. Unternehmen, die Remote-Arbeit erfolgreich umsetzen wollen, müssen mehr tun, als flexible Arbeitsmodelle zu bieten. Sie müssen Begegnungen schaffen – physisch wie digital – und die Kultur so gestalten, dass alle Mitarbeitenden sich als Teil des Ganzen fühlen. Führungskräfte spielen dabei eine zentrale Rolle. Empathie und Kommunikation sind essenziell, besonders wenn Teams hybrid oder remote arbeiten. Regelmäßige Check-ins, Feedback-Runden und klare Strukturen sind dabei unverzichtbar. „Gerade in Zeiten von Remote Work ist Empathie als Schlüsselkompetenz für Führungskräfte noch relevanter geworden.”, so Pusch. “Persönliche Check-Ins sind wichtiger denn je, um zu merken, wo Kolleg:innen mental gerade stehen. Sieht man sich durch das Remote-Arbeit weniger face-to-face,
erfordert das echtes Feingefühl.”

Flexibilität birgt Chancen, insbesondere für die Kreativität. Abseits des klassischen Büros finden Mitarbeitende oft neue Impulse – beim Spaziergang, im Café oder zu Hause. Diese Freiheit kann nicht nur die Produktivität steigern, sondern auch die Qualität der Arbeit positiv beeinflussen. Wer sagt denn, dass exzellente kreative Ideen ausschließlich in den Büroräumen entstehen? Erfordern diese nicht umso mehr Perspektiv- und Tapetenwechsel, die nur flexible Modelle unterstützen?

Wie immer ist hier die goldene Mitte genau der richtige Weg, denn auch die gezielte persönliche Zusammenarbeit ist unerlässlich: „Neben all den Vorteilen, die in einer konzentrierten mobilen Arbeit liegen, glauben wir fest daran, dass kreative Lösungen unbedingt Kollaboration brauchen. Projekte und Menschen werden beflügelt, wenn sie voneinander lernen und sich gegenseitig inspirieren – besonders, wenn sie gezielt zusammenkommen, um an einer Problemlösung zu arbeiten“, erklärt Andrea. Solche „Creative Hot Houses“, wie sie beispielsweise während Pitchphasen entstehen, sind essenziell für den Erfolg. Ebenso wichtig ist die absichtslose Kommunikation – egal ob beim Lunch, nach einem Meeting oder an der Kaffeemaschine. Diese spontanen Momente schaffen Verbindungen, die über das Tagesgeschäft hinausgehen und den kreativen Prozess bereichern.

Zurück zu KNSK: Eine Balance, die verbindet

Bei KNSK zeigt sich, wie erfolgreich diese Prinzipien umgesetzt werden können. Andrea beschreibt, wie hybride Arbeitsmodelle nicht nur Akzeptanz, sondern echte Begeisterung bei den Mitarbeitenden finden. „Unser Ziel ist es, die Agenturkultur nicht nur zu bewahren, sondern zu stärken. Dazu gehören regelmäßige Team-Events, eine offene Kommunikation und die Freiheit, den eigenen Arbeitsalltag individuell zu gestalten.“ Gerade in kreativen Berufen, so Andrea, ist Flexibilität ein Vorteil – wenn sie klar strukturiert ist und die Verbindung zur Organisation gestärkt wird.

Die Erfahrungen bei KNSK machen Mut: Remote-Arbeit und Teamspirit sind keine Gegensätze. Vielmehr können sie sich gegenseitig ergänzen, wenn Unternehmen den Mut haben, Flexibilität mit einer klaren Kultur zu verbinden. Andreas Worte bringen es auf den Punkt: „Es geht nicht nur um die Freiheit, von überall zu arbeiten, sondern darum, wie diese Freiheit gestaltet und genutzt wird.“

Am Ende unseres Gesprächs wird klar: Andrea und ihr Team schaffen nicht nur Strukturen, die funktionieren, sondern eine Kultur, die verbindet. „Eine Rückkehr zur klassischen 5-Tage-Büro-Woche? Das wird nicht passieren“, lacht sie. „Wir haben gelernt, dass Flexibilität nicht nur möglich ist, sondern uns als Agentur stärker und kreativer macht.“ Diese Haltung ist nicht nur pragmatisch, sondern zutiefst menschlich – und das macht sie so inspirierend.

Vielen Dank an Andrea Pusch für die spannenden Einblicke in die Arbeitswelt von KNSK – ein Beispiel, das zeigt, wie die Zukunft der Arbeit kreativ und zugleich menschlich gestaltet werden kann.