Als gute:r Arbeitgeber:in zu gelten, Mitarbeitende zufriedenzustellen und weiterhin zu wachsen, ist nicht immer einfach. Besonders herausfordernd wird diese Aufgabe in Krisen wie der Corona-Pandemie, der sich viele Unternehmen stellen mussten.
Wir haben mit Markus Kellermann, dem Geschäftsführer der xpose360 GmbH gesprochen – über die Umstellung auf rein digitale Recruiting-Prozesse, die Relevanz vom Cultural Fit und wie man die eigene Unternehmenskultur losgelöst vom Office mit den eigenen Kolleg:innen lebt.
Hallo Markus, es freut mich, dass wir heute miteinander sprechen. Magst Du Dich einmal kurz in 2–3 Sätzen vorstellen und erzählen, wie Du zu xpose360 gekommen bist?
Nach 17 Jahren Angestellenverhältnis im Digital-Marketing habe ich mich 2012 als Unternehmensberater selbständig gemacht und bin 2014 als Gesellschafter und Co-Founder in die xpose360 GmbH eingestiegen. Gemeinsam mit Alexander Geißenberger in der Geschäftsleitung verantworten wir eine 75-köpfige Digital-Marketing-Agentur in Augsburg und betreuen Kampagnen im Bereich SEO, Paid Media, Affiliate-Marketing, Content-Creation, Influencer-Marketing und Web-Analyse. Zu unseren Kund:innen zählen unter anderem Haribo, Jochen Schweizer, Webasto, Peter Hahn, yello, schöffel, Müller Milch, hypovereinsbank, Gardena und ab-in-den-urlaub.de.
Das Business-Magazin Focus hat Euch als „TOP Arbeitgeber Mittelstand 2022“ ausgezeichnet. Diese Auszeichnung habt Ihr bereits 2019, 2020 und 2021 erlangt und belegt somit den 2. Platz der besten Arbeitgebenden in Deutschland, Österreich und in der Schweiz in der Kategorie „Marketing, Werbung, PR“.
In einem Interview mit Niels Stuck (Gründer von Wolf of SEO) und Sebastian Vogg (Managing Partner bei VOGGSMEDIA), im Podcast NO BS Online Marketing hast Du mal gesagt:
“Der wichtigste Fakt für uns und für die Skalierung sind letztendlich unsere Mitarbeiter:innen. Also die sind letztendlich ja das Wichtigste im Unternehmen. […]
Deswegen ist es unser wichtigstes Faustpfand […], dass wir gute Mitarbeiter:innen haben und die auch entsprechend gut ausbilden und weiterbilden.”
Worauf legt Ihr also besonderen Wert in der Gestaltung Eures Personalauswahlprozesses, um passende Mitarbeitende zu identifizieren?
Zu unserer Firmenphilosophie „Outperforming with heart and brain“ gehört auch, dass wir die xpose360 als große Familie sehen und dadurch auch alle Kolleg:innen nicht als „Personal“ sehen, sondern als Familienmitglieder.
Bei der Auswahl neuer Kolleg:innen liegt der Fokus dabei neben der fachlichen Qualifikation v.a. auch in der jeweiligen Persönlichkeit. Jedes Familienmitglied soll sich bei der xpose360 zu 100% wohlfühlen und sich auch weiterentwickeln können, sowohl fachlich als auch in der eigenen Persönlichkeit.
Spannende Herausforderungen lassen sich dabei am besten in vielfältigen Teams angehen. Deswegen suchen wir Menschen, die sich mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten einbringen und das Beste aus sich herausholen wollen, die neue Wege beschreiten, Außergewöhnliches schaffen und an große Ideen glauben.
Bei der xpose360 gehen wir nicht rücksichtlos unseren Weg, sondern schauen nach links und rechts und haben stets den Anspruch, beste Leistungen zu erbringen. Wir wollen gemeinsam wachsen. Deswegen findet bei uns auch jeder ein Klima, in dem ein aufgeschlossenes Miteinander, individuelle Weiterbildung und Weiterentwicklung sowie gemeinsames Arbeiten gelebt werden.
Wir sind mit Herz und Leidenschaft bei allem dabei, was wir anpacken. Denn zusammen schaffen wir mehr. Dabei setzen wir nicht nur optimale Lösungen für unsere Kund:innen in unseren etablierten Kompetenzen um. Wir halten stets Ausschau nach neuen Trends und Ideen, um unser Angebot im digitalen Marketing zu erweitern und den Interessen unseres Teams gerecht zu werden. Bei uns hat jeder die Möglichkeit, den für sich sinnvollen nächsten Schritt der Karriere zu gehen: Was ist den Kolleg:innen wichtig? Welches Thema wollen sie voranbringen? Welche Fähigkeiten wollen sie noch stärker ausbauen? Gemeinsam mit unseren Kolleg:innen wollen wir mehr erreichen, denn wir glauben, dass jeder einzelne mit seiner Persönlichkeit eine Bereicherung für unser Team ist.
Durch die Pandemie wurden bei vielen Unternehmen unter anderem die Auswahlverfahren beeinträchtigt. Haben sich Eure Personalauswahlverfahren durch die Corona-Pandemie denn auch verändert? Falls ja, inwiefern?
Natürlich haben auch wir während der Corona-Pandemie den Recruiting-Prozess auf rein digitale Meetings umgestellt. Die Kennenlerngespräche finden bei uns via Video-Call statt. Dennoch versuchen wir dabei eine persönliche Brücke zu bauen, um auch virtuell ein angenehmes Wohlfühlklima für das Gespräch zu schaffen.
Ihr bietet Euren Mitarbeitenden auch die Möglichkeit, remote zu arbeiten. Habt Ihr Bewerbende schon mal rein digital eingestellt, ohne sie vorher persönlich getroffen zu haben?
Schon vor der Corona-Pandemie war es unseren Kolleg:innen möglich, remote zu arbeiten, aber natürlich hat die Pandemie diese Entwicklung noch einmal verstärkt. Während der Pandemie haben aufgrund unseres Wachstum über 44 neue Kolleg:innen bei uns angefangen und die meisten davon wurden rein digital eingestellt. Hierzu haben wir unseren kompletten Recruiting-Prozess digitalisiert.
Auch das Onboarding wurde komplett neu strukturiert. Klarheit und Orientierung sind dabei die Grundvoraussetzung. Neue Kolleg:innen müssen wissen, wer die Ansprechperson ist und wie der digitale Team-Check-in erfolgt. Solche Fragen dürfen nicht offenbleiben. Deswegen bekommen alle neuen Kolleg:innen direkt Mentor:innen, die das Onboarding und die Eingewöhnung ab dem ersten Tag begleiten und bei allen Fragen und Problemen unterstützen.
Aber auch der Teamgedanke darf nicht zu kurz kommen. Hierzu findet direkt in der ersten Arbeitswoche ein Lieferdienst-Mittagessen mit allen Kolleg:innen statt bzw. ein gemeinsames Mittagessen im Büro, wenn es die Pandemie-Situation hergibt. Zudem finden regelmäßig Welcome-Meetings statt, bei denen neuen Kolleg:innen die Werte und Visionen durch die Geschäftsführung präsentiert werden, um dadurch die xpose360-Kultur näherzubringen.
Wie wichtig bewertest Du das Thema Cultural Fit, gerade in Zeiten von Homeoffice, wenn der persönliche Austausch digital stattfindet und welche Strategien wendet Ihr an, um die Passung zum Team herauszufinden?
Cultural Fit ist für uns tatsächlich mit das stärkste Auswahlkriterium ob neue Kolleg:innen zu uns passen. Deswegen gibt es bei uns auch mehrere Recruiting-Stufen. Im ersten Kennenlerngespräch geht es erst einmal um ein gegenseitiges Kennenlernen. Anschließend findet eine zweite Runde statt, bei der es dann um die fachlichen Skills geht. Und in der letzten Runde findet dann das entscheidende Kennenlerngespräch statt, zwischen den Bewerber:innen und dem jeweiligen Fachteam. In diesem Gespräch sind weder Vorgesetzte noch die HR-Abteilung dabei, sondern es geht um ein sehr persönliches Gespräch, bei dem sich alle Teammitglieder einer Fachabteilung und die Bewerber:innen unterhalten sollen – über Interessen, Hobbys und so weiter. Final entscheiden dann anschließend die Team-Mitglieder und auch die Bewerber:innen, ob man sich eine Zusammenarbeit vorstellen kann, denn wie in einer großen Familie geht es bei einer Zusammenarbeit mehr um das Zusammenleben als nur um die Arbeit. Deswegen muss die Chemie für beide Seiten passen.
Wie habt Ihr Eure Unternehmenskultur ins Homeoffice getragen?
Sicherheit und offene Kommunikation
Das war defintiv eine Entwicklung. Am Anfang der Corona-Pandemie, als alle Kolleg:innen von heute auf morgen ins Homeoffice mussten, haben wir als Geschäftsleitung erst einmal wöchentliche Videos erstellt, um alle Kolleg:innen immer auf dem aktuellsten Stand zu halten. Eine Krise dieser Art war für uns alle natürlich eine ganz neue Situation, deswegen war es wichtig, erst einmal bei allen für Sicherheit zu sorgen und eine offene Kommunikation herzustellen.
Alltägliche Bürosituationen virtuell schaffen
Im zweiten Schritt haben wir dann nach und nach Formate geschaffen, in denen wir die alltäglichen Bürosituationen in die virtuelle Welt übertragen haben, –also virtuelle Kaffeepausen, Mittagessen bei denen sich die Kolleg:innen beim Lieferservice Essen bestellen konnten, digital Feierabendbierchen, Spieleabende, Fitnesssessions bis hin zur digitalen Bierprobe und Weihnachtsfeier. Tatsächlich haben wir hier extrem viele Events durchgeführt und viel investiert, was aus unserer Sicht allerdings wichtig war, denn durch die Länge der Lockdowns bestand die Herausforderung darin, den Kolleg:innen auch soziale Kontakte über digitale Events zu ermöglichen. Wir haben uns da tatsächlich auch in der Pflicht gesehen sozusagen phychologische Arbeit zu leisten.
Umstellung auf neue Arbeitsmodelle
Damit war dann die Basisarbeit erst einmal geleistet. Mit der zunehmenden Dauer der Corona-Pandemie hat sich dann die Unternehmensphilosophie hinsichtlich mobilem Arbeiten komplett gewandelt, denn die Pandemie hat uns deutlich gemacht, dass wir uns auf das klassische Office-Konzept nicht mehr verlassen können, denn wir haben während der Pandemie neue Routinen entwickelt, uns mit den neuen Gegebenheiten angefreundet und vielleicht sogar Gefallen daran gefunden.
Deswegen arbeiten wir bereits seit dem letzten Jahr mit dem „Work from Anywhere“-Modell, bei dem wir allen Kolleg:innen mobiles Arbeiten einfach und unkompliziert ermöglichen. Hierzu haben wir gemeinsam mit der ganzen xpose360-Familie eine Zusatzvereinbarung entwickelt, die mobiles Arbeiten immer und überall ermöglicht, sogar aus dem Ausland. D.h. wir sehen den 100% flexiblen und vertrauensbasierten Arbeitsplatz mittlerweile als Norm und nicht mehr als Ausnahme. Hierzu gibt es auch keine Präsenztage mehr im Office. Alle Mitarbeitenden können selbst entscheiden, wo und wie sie am besten arbeiten können.
Zudem haben wir unsere Büroflächen umgestaltet. Es gibt nun mehr Platz und Räume für das Zusammentreffen und die Zusammenarbeit. Wir sind der Meinung, dass offene Bürolandschaften für den Gedankenaustausch und Kreativbereiche das Büro von Morgen sein werden, welche inspirieren sollen und wo Mitarbeitende sich wohlfühlen können. Unser Büro ist dadurch ein Ort der Kollaboration und des bewussten Miteinanders. Dabei liegt es uns am Herzen, unseren guten und vertrauensvollen Kontakt nicht zu verlieren und freuen uns jederzeit, wenn wir die Kolleg:innen persönlich auch im Büro sehen können.
Ich denke allerdings, dass für die meisten Kolleg:innen heutzutage eine für sie passende und offene Unternehmenskultur wichtiger ist als eine schicke Arbeitsumgebung.
Wie macht Ihr potenzielle Bewerber:innen auf Euch aufmerksam – wo und wie haltet Ihr Ausschau nach potenziellen Mitarbeitenden?
Neben der Unternehmenskultur wird künftig einer der wichtigsten Aspekte für Unternehmen sein, wie man gute oder sogar überdurchschnittliche Mitarbeitende bekommt. Und hier liegt man im Wettbewerb mit seiner Konkurrenz. Das bessere Arbeitsangebot eines besonders attraktiven, modernen und vielleicht avantgardistischen Arbeitsplatzes wird bei dem Kampf um die guten Mitarbeiter:innen einen wichtigen Aspekt darstellen.
Wir denken, dass wir nicht ganz umsonst von unseren Kolleg:innen bereits 2019, 2020, 2021 und 2022 so viele positive Bewertungen über kununu erhalten haben, dass wir bereits schon viermal von Focus zum besten Arbeitgeber im Mittelstand ausgezeichnet wurden. Diese Zufriedenheit und das Vertrauen ist natürlich erst einmal die Basis, um damit auch die Werte und die Unternehmensphilosophie nach Außen zu tragen und neue potenzielle Bewerber:innen auch auf uns Aufmerksam zu machen.
Employer Branding, direkte Akquise und Ausbildung von Nachwuchstalenten
Neben den klassischen Stellenausschreibungen über die verschiedenen Jobportale, einem attraktiven und modernen Karriere-Portal, sowie kreativer Out-of-Home-Werbung dozieren wir auch bereits seit einigen Jahren an der Hochschule Augsburg im Masterstudiengang Marketing-Management Digital und arbeiten eng mit der IU Internationale Hochschule GmbH in Augsburg und München zusammen, um die Ausbildung qualifizierter Nachwuchstalente weiter zu fördern.
Zudem fördern wir auch die Direktansprache potenziellen Bewerber:innen. Hierzu bieten wir ein „Freunde werben Freunde“-Referral Programm an, bei dem wir für erfolgreiche Jobvermittlungen in unseren Teams hohe Prämien ausloben. Dadurch erreichen wir eine klassische Win-Win-Situation, denn unsere Teams bringen Top-Bewerber:innen zu uns und unsere Teams werden für ihre Loyalität belohnt.
Wir denken, dass die Mischung aus Employer Branding, direkter Akquise und die Ausbildung von Nachwuchstalenten die zielführendste Strategie ist, um sich im War for Talents langfristig durchsetzen zu können.
Zum Abschluss für die vielleicht nächsten Bewerber:innen, bei jenen ihr Interesse geweckt habt: Welche Werte zeichnen Euer Unternehmen aus und sollten somit bestenfalls auch mit den Werten des Bewerbenden übereinstimmen?
Wie in allen Bereichen der xpose360 wurden auch die Werte unseres Unternehmens von der kompletten xpose360-Familie gemeinsam erarbeitet und geprägt. Hierzu haben wir vor fast zwei Jahren in einem übergreifenden Visionsmeeting gemeinsam unsere Werte und Vision „Outperforming with heart and brain“ definiert, die nicht nur die interne Zusammenarbeit abdecken soll, sondern auch die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden.
Zusammengefasst kann man unsere Vision wie folgt erklären:
- Wir feiern gemeinsam. Wir lachen zusammen. Wir unternehmen viel gemeinsam.
- Wir bieten Freiraum. Wir fördern eigenverantwortliches Handeln.
- Wir haben permanent den Anspruch, überdurchschnittliche Leistungen zu erbringen.
- Wir laden unsere Kunden dazu ein, ein partnerschaftliches, ehrliches und vertrauensvolles Verhältnis aufzubauen, weil wir wissen, dass alle Parteien dadurch den größten Erfolg erreichen.
Mut, Engagement und der Wunsch, sich stetig zu entwickeln – diesen Spirit verfolgen wir bei der xpose360 sowohl gegenüber unseren Kunden als auch für uns selbst. Diversity und Toleranz sind für uns keine Nice-to–haves. Uns ist es wichtig, dass der Einzelne nicht aus dem Fokus gerät. Denn die individuelle Entwicklung geht Hand in Hand mit der gemeinsamen Vision unseres Teams.
Danke für Deine Zeit und Deine Antworten!